andreas oskar hirsch - CAPTCHA (Completely Automated Public Turing Test to tell Computers and Humans Apart), 2016
tusche auf papier, 8 x 70cm x 50cm
CAPTCHA, 2016 setzt die ausgeschriebene bedeutung der abkürzung per morsecode grafisch um, bettet sie in eine art minimale kartographie und verweist auf ein denkwürdiges phänomen, das inmitten unseres digitalen alltags heute längst selbstverständlich geworden ist. der von alan turing erdachte und später nach ihm benannte test schlug vor, wie sich feststellen lässt, ob eine maschine über ein dem menschen vergleichbares denkvermögen verfügt. dazu korrespondiert eine fragen stellende person über tastatur und bildschirm mit zwei gesprächspartnern, einer davon mensch, einer maschine. beide versuchen den fragesteller davon zu überzeugen, dass es sich bei ihnen um menschen handelt. ist der fragesteller nicht in der lage zu entscheiden, wer von beiden mensch, wer maschine ist, sei davon auszugehen, dass die maschine über ein dem menschen ebenbürtiges denkvermögen verfügt. bei den captchas wird das beobachtungs- und beurteilungsverhältnis nun seit bald zwei jahrzehnten umgedreht, um im netz vor dem zugriff von bots zu schützen. die maschinen sind es hier, die die operation durchführen und beurteilen; wir selbst sind in der beweispflicht.
andreas oskar hirsch (*1972 in leverkusen) studierte französisch und film an der université paul valéry in montpellier sowie bildende kunst an der kunsthochschule für medien köln, wo er 2001 bei jürgen klauke diplomierte. er produziert bildnerische arbeiten, klang, musik und texte. seit ende der 90er jahre verschiedene erfindungen im bereich des instrumentenbaus, u.a. musikperformances und konzerte mit der sogenannten palmonika, ein von ihm entwickeltes elektrifiziertes palmblatt. 2014 – 2015 folgte die konstruktion des carbophons, ein komplexes elektroakustisches zupfinstrument. seit 2011 beschäftigung mit morsecode, der ‚toten sprache des digitalen zeitalters‘, wie der zukunftsforscher paul saffo 2006 in seinem blog schrieb. indem hirsch z.b. melodikas mit den luftkammern eines schlauchbootes verbindet oder vogelrufe via morsecode zu entschlüsseln versucht, lotet er die möglichkeiten klanglicher setups, performativer prozesse und erzählformen aus und treibt sie an einen punkt, wo schönheit, scheitern, sinn und irrsinn aufeinander treffen. gemeinsam mit patricia koellges gründete er 2014 makiphon, ein label für experimentelle musik und künstlerschallplatten.
www.hirschonhirsch.com
FESTIVAL FÜR DIGITALE KUNST, MUSIK
UND GEGENWARTSKRITIK
SCREENSHOTS DIGITALER KULTUR:
PHÄNOMENE UND POSITIONEN, DIE
SICH UNTER DEM EINFLUSS DER
DIGITALISIERUNG IN UNSERER KULTUR
ENTWICKELN.
SCHIRMHERR: OBERBÜRGERMEISTER DR. STEPHAN KELLER