matthias danberg
"s.c.a."
animation, 6:45 min
2012
die animation s.c.a.(für sensus communis aestheticus) lässt sich als allegorische untersuchung und stellungnahme zu dem anspruch lesen, kunst müsse etwas besonderes, etwas das rein ästhetische überbietende, leisten. dieser anspruch wird in der westlichen welt von rezipienten wie auch produzenten gleichermaßen formuliert und manches mal als antifolie aufgelegt – kunst hat sich, anders als design, einem höheren ziel zu verschreiben. und jene, die sich mit kunst auseinandersetzten, tun es ihr gleich.
immanuel kant formulierte in seiner schrift zur kritik der urteilskraft die womöglich zugrundeliegende these, dass in der anlage eines menschen, geschmacksurteile über das schöne fällen zu können, die grundlegende begabung zum moralischen urteilen zu vermuten wäre. der theoretische brückenschlag zwischen dem ästhetischen und moralischen urteil findet sich in der abstraktion des individuellen interesses im urteilsprozess. um ein reines, sei es ein ästhetisches oder moralisches, urteil zu treffen, darf der urteilende kein interesse an dem gegenstand oder dem ergebnis des urteils pflegen. das urteil sollte in ansehung einer allgemeinheit, d.h. potentiell durch alle menschen gleichsam, zu treffen möglich sein. dieser kurz skizzierten these folgend macht kant das schöne zu einem symbol der sittlichkeit und formuliert so, gewollt oder nicht, eine beziehung, die sich auch als anspruch deuten lässt. jene, die sich dem schönen widmen, vermögen auch gute menschen zu sein (der dandy als kontrapunkt dieser konzeption wird erst ein wenig später ausformuliert).
danbergs arbeit durchschreitet die struktur dieser idee und erweitert oder kontaminiert sie um die mythische progression des kulturellen. die animation exemplifiziert die parallelisierung des kantischen prinzips, dass in hoffnung auf allgemeinheit und erweiterung formuliert ist, mit der überforderung der instrumentalisierung durch das kulturelle streben.
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